Im Interview spricht der Zirkusbetriebsleiter René Ortmann leidenschaftlich über sein Projekt „Circus for Kids“, das er 1994 ins Leben gerufen hat. Mit großer Hingabe hat er sein Hobby zum Beruf gemacht und begeistert seitdem Schulklassen mit seinem außergewöhnlichen Talent.
Ihr seid die Hüter einer langen Zirkustradition. Könnt ihr uns erzählen, wie der Zirkus Rondel entstanden ist?
Natürlich! Der Zirkus Rondel existiert schon seit unglaublichen 250 Jahren. Wir sind mittlerweile in der 8. Generation, die den Zirkus führt. Ursprünglich begannen wir als ein normaler Zirkus, aber im Laufe der Zeit haben wir unsere Show modernisiert und an die Bedürfnisse des Publikums angepasst. Dabei haben wir aber nie unsere Wurzeln vergessen.
Das ist wirklich beeindruckend! Wie habt ihr es geschafft, das Vertrauen der Kinder aufzubauen, die in eurem Zirkus auftreten?
Das Vertrauen der Kinder ist uns sehr wichtig. Viele von ihnen wachsen buchstäblich im Zirkus auf, deshalb kennen sie die Welt der Akrobatik von klein auf. Das schafft eine natürliche Verbindung und Vertrautheit. Wir ermutigen sie, ihre Fähigkeiten zu entwickeln und unterstützen sie dabei.
Ihr sprecht oft von Leidenschaft. Was ist euer persönliches Highlight bei den Zirkusaufführungen?
Das ist schwer zu sagen, denn jede Woche ist eine neue Abenteuerreise. Die Vielfalt der Darbietungen und die Begeisterung des Publikums sind für uns immer wieder aufregend. Aber das Strahlen der Kinder auf der Bühne zu sehen, ist wirklich etwas ganz Besonderes.
Ihr reist das ganze Jahr über durch verschiedene Regionen. Welche Orte stehen als Nächstes auf eurer Tour?
Wir sind ständig unterwegs und treten in Rheinland-Pfalz, NRW und Hessen auf. Daneben sind wir auf vielen Veranstaltungen, wie dem Oktoberfest und im Karneval, vertreten. Wir lieben es, neue Orte zu entdecken und Menschen aus verschiedenen Regionen zu begeistern.
Wie viele Mitglieder sind derzeit im Zirkus Rondel aktiv und welche Tiere gehören zu eurer Show?
Im Moment sind 19 Mitglieder Teil des Zirkus Rondel. Was die Tiere angeht, haben wir momentan nur Tauben in unseren Vorstellungen. Die Ziegen und Ponys sind zuhause in Gießen geblieben, aber vielleicht sehen wir sie in Zukunft wieder auf der Bühne.
Ihr reist wöchentlich von Schule zu Schule, in der Kinder normalerweise Lesen, Schreiben und Rechnen lernen. Wie werden eigentlich eure Kinder gebildet?
Wir haben gerade nur ein Kind, das schulpflichtig ist. Sophia ist gerade 13 Jahre alt. Durch das Reisen des Zirkus werden unsere Kinder durch einen Privatlehrer aus Wiesbaden beschult. Dieser kommt mehrmals pro Woche zu unserem Standort und unterrichtet die Kinder. James und Jim haben durch Privatunterricht auch ihren Schulabschluss absolviert.
Stichwort Corona. Wie habt ihr euch während der Coronapandemie über Wasser gehalten?
Der Mitmachzirkus musste natürlich pausieren. Wir haben aber in der Zeit verschiedene Aufführungen in Form von OpenAir Auftritten gegeben und damit Geld verdient.
Was hat sich nach Corona für eure Arbeit verändert?
Es war für uns überraschend zu sehen, dass die Pandemie dazu geführt hat, dass die Kinder unbeweglicher geworden sind. Dies hatte zur Folge, dass wir die Programme an das Leistungsvermögen der Kinder anpassen beziehungsweise umändern mussten.
Habt ihr noch Hobbys neben dem Zirkus und findet ihr dafür noch Zeit?
Unser Beruf ist zum einen unser Hobby, aber wir haben natürlich auch noch andere Interessen. Ich zum Beispiel spiele in meiner Freizeit gerne Fußball in einem Verein.
Bei einem kurzen Blick in eure Trailer sieht man, dass sie sehr großzügig und modern ausgestattet sind. Lebt ihr nur in den Trailern oder habt ihr auch einen festen Wohnsitz?
Jeder von uns hat sein eigenes Zuhause. Wir haben unsere festen Wohnsitze in Gießen, in Köln, in Hannover, im Westerwald und in Stuttgart. Aber da wir den Standort fast jede Woche wechseln, leben wir die meiste Zeit in den Trailern. Es kommt aber natürlich darauf an, wo wir gerade sind. Es kann schon sein, dass wir auch mal zuhause sind.
Vielen Dank für das Interview und den Einblick in ihr Leben, Herr Ortmann!
Bericht / Interview: Jameela Lee, Leon Möller, Julia Gusakov und Alina Sopper